Sinn und Zweck des Fördervereins Alt-Traunstein

Eine Betrachtung von Alt-Oberbürgermeister Rudolf Wamsler aus dem Gründungsjahr 1983.

Alt-OB WamslerAm 19. September 1983 wurde im Gasthof Sternbräu der „Verein zur Förderung öffentlich und gemeinnützig anerkannter Maßnahmen zur Wiedererrichtung, Erneuerung, Sanierung und Erhaltung historischer Bauwerke, Anlagen und Einrichtungen in der Stadt Traunstein“ – kurz „Förderverein Alt-Traunstein“ genannt, ins Leben gerufen. Der Gedanke, eine von Bürgern getragene Institution zu schaffen, mit deren Hilfe die Bewahrung historisch bedeutsamer Bauwerke gefördert werden soll, ist an sich nicht neu. Es gibt viele Beispiele in Städten und Gemeinden, in denen sich aus ähnlichen Beweggründen Bürger zusammengefunden haben und tätig geworden sind. Immer war es wohl die Erkenntnis, dass nicht bloßes Abwarten und Zusehen, sondern nur persönlicher Einsatz und aktive Mitwirkung echte Voraussetzungen sein können, wenn es darum geht, den eigenen Lebensraum mitzugestalten. Dieser Lebensraum ist aber mehr als nur die Gegenwart in ihren täglichen Anforderungen und Bedürfnissen. Er wird auch und vor allem bestimmt von dem, was einmal war und was sein wird. Wenn aber die Gegenwart gleichsam als Brücke die Vergangenheit und die Zukunft verbindet, dann ist die jetzige Generation aufgerufen, zu handeln und nicht die Hände in den Schoß zu legen.

Traunstein, die Perle des Chiemgaus.     

Traunstein, das Viktor von Scheffel einmal die Perle des Chiemgaus genannt hat, kann eine Vielzahl von liebenswerten Eigenschaften für sich in Anspruch nehmen. Eingebettet in eine herrliche Landschaft, erfüllt von pulsierendem Leben wäre man fast versucht zu sagen, dass hier eigentlich „die Welt noch in Ordnung ist“. Wenn wir aber einmal kritischen Blicks durch unsere Stadt mit ihren Straßen und Plätzen gehen, dann werden wir da und dort uns selbst fragen müssen, ob die städtebauliche Entwicklung und Gestaltung gerade in den letzten Jahrzehnten nicht doch manches verfälscht und das in Jahrhunderten gewachsene Stadtbild vernachlässigt hat. Gewiss, die Zeit bleibt nicht stehen und jede Zeit und die in ihr lebenden Menschen verlangen ihr Recht und sind auch gefordert. Natürlich müssen wir auch bedenken, dass unsere Stadt Traunstein das Schicksal vieler mittelalterlicher Städte erfahren, unter verheerenden Brandunglücken gelitten und dabei viel an städtebaulicher Substanz verloren hat. Der letzte große Stadtbrand des Jahres 1851 hat nahezu die gesamte Altstadt vernichtet und nur wenige, etwas abseits liegende Gebäude und der Lindl-Brunnen von 1526 blieben erhalten.

Beispielgebend und lohnenswert, darüber nachzudenken, bleibt aber, dass beim Wiederaufbau der typische Grundriss der Stadt, der von der Fernstraße, der vormaligen Salzstraße, und der breit geöffnete und vom Brothausturm bis zum Jacklturm sich erstreckende Marktplatz beibehalten worden sind. Die wiedererrichteten Häuser rings um den heutigen Stadtplatz nahmen in ihrer Architektur das historische Stadtbild wieder auf. Manches blieb allerdings verloren, darunter auch der Jacklturm, und manches hat sich im Laufe der Jahre noch verändert. So sind die vielen Mauerbögen, die für die Bauwerke am Stadtplatz typisch waren, langen gläsernen Schaufensterfronten gewichen. Stilfremde Vordächer und sprossenlose Fensterreihen lassen keine Harmonie beim Anblick der Häuserfassaden aufkommen. Und nur noch der Lindl-Brunnen erinnert daran, dass es einstmals auch noch andere Brunnen gegeben hat.

Der Förderverein Alt-Traunstein und alle, die sich ihm seit seiner Gründung angeschlossen haben, wollen versuchen, auf diese Frage Antworten zu finden.
Der Verein und seine Mitglieder werden, wie es in der Vereinssatzung als Zweckbestimmung ausgedrückt ist, alle öffentlichen und gemeinnützig anerkannten Maßnahmen fördern, bei denen es darum geht, in der Stadt Traunstein historische Bauwerke , Anlagen und Einrichtungen zu erneuern, zu sanieren und zu erhalten. Mit dem Jacklturm wurde Aufmerksamkeit erregt. Damit ist eigentlich zu dem Aufgabenfeld, das sich der Förderverein Alt-Traunstein selbst gewählt hat, schon alles gesagt. Im Vorfeld der Vereinsgründung und auch danach hat es natürlich an kritischen Stimmen nicht gefehlt, insbesondere deshalb, weil, um das Interesse überhaupt erst einmal zu testen, der Gedanke an eine Wiedererrichtung des Jacklturms bewusst in den Vordergrund gestellt wurde. Den Initiatoren des Fördervereins war jedoch von allem Anfang an klar, dass der „Jacklturm“ zunächst nur wie eine Schlagzeile Aufmerksamkeit wecken sollte, während der Aufgabenbereich, wie es in der Vereinssatzung dann auch geschehen ist, aber viel umfassender abgestimmt werden müsste. Selbstverständlich bleibt es jeden unbenommen, sich zu dem Förderverein Alt-Traunstein zu bekennen und damit unserer Stadt aus ihrer Vergangenheit heraus in der Gegenwart für die Zukunft einen wertvollen Dienst zu erweisen. Der Förderverein Alt-Traunstein wird allerdings seine selbstgewählte Aufgabe nur erfüllen und seine Ziele nach und nach nur erreichen können, wenn er den schon so verheißungsvoll begonnenen Weg mit der umfassenden ideellen und materiellen Unterstützung der Bürger fortsetzen kann. Dazu braucht er Ideenreichtum und tatkräftige Mitarbeit, die keinem, der sich seiner Heimatstadt verbunden fühlt, verwehrt ist.

Ich möchte mit einer persönlichen und doch an alle Traunsteiner Bürgerinnen und Bürger gerichteten Feststellung schließen:
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Förderverein Alt-Traunstein zur rechten Zeit ins Leben gerufen worden ist, mit guten Absichten notwendige Aufgaben verfolgt und deshalb neben dem Dank und der Anerkennung zu Recht das Wohlwollen und die fortwährende Hilfe der gesamten Bürgerschaft verdient. Und genau um dieses Wohlwollen und um diese Hilfe bittet der Förderverein Alt-Traunstein für die Bürger dieser Stadt.    

 

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